Andreas Sturm MdL

„Eine Verlegung ohne objektive Grundlage ist medizinisch nicht vertretbar“

Geplante Standortverlagerung des NEF Ketsch: Notarzt Heiner Hellweg warnt vor Verschlechterung der Notfallversorgung / Dialog mit dem Landtagsabgeordneten Andreas Sturm (CDU) / Vorschlag von Heiner Hellweg: Standort bei der Feuerwehr Hockenheim

Hockenheim. Der seit Jahrzehnten im Rettungsdienst tätige Notarzt Heiner Hellweg findet deutliche Worte zur aktuell diskutierten Verlegung des Notarzteinsatzfahrzeugs (NEF) Ketsch: „Eine Standortverlagerung ohne eine vollständige und unabhängige Datenanalyse ist medizinisch nicht verantwortbar. Die Einsatzzahlen sprechen klar für den bisherigen Funktionsbereich im HoRAN.“ Hellweg zählt zu den erfahrensten Notfallmedizinern der Region. Seit Inbetriebnahme des Systems ist er einer der hauptverantwortlichen Notärzte am Standort Ketsch.

Auf dem Foto (v.l.): Landtagsabgeordneter Andreas Sturm (CDU) und Notarzt Heiner Hellweg.Auf dem Foto (v.l.): Landtagsabgeordneter Andreas Sturm (CDU) und Notarzt Heiner Hellweg.

Landtagsabgeordneter Andreas Sturm (CDU) traf Hellweg in Hockenheim zu einem ausführlichen Austausch über die mittelfristige Organisation der notärztlichen Versorgung. Sturm betont: „Ich lege großen Wert auf die Einschätzung derjenigen, die täglich im Einsatz sind und Heiner Hellweg kennt zweifellos die Lage mit am besten. Er kennt nicht nur die Einsatzschwerpunkte, sondern auch die verkehrlichen und taktischen Besonderheiten des gesamten südwestlichen Rhein-Neckar-Kreises.“

Im Gespräch erläuterte Hellweg die aus seiner Sicht zentralen Argumente gegen eine vorschnelle Verlegung des NEF Ketsch. Eine transparente Auswertung der Einsatzdaten seit 2019 liege nach seiner Kenntnis bislang nicht vor. Die vorhandenen Zahlen zeigten jedoch eindeutig, dass der Schwerpunkt der Notarzteinsätze in Ketsch, Hockenheim, Neulußheim , Altlußheim und auch Reilingen und Teilen von Brühl liege, also genau dort, wo das NEF heute stationiert sei.

Ferner wies Hellweg darauf hin, dass Großveranstaltungen, Rennbetrieb und Störungen auf den Autobahnen A6/A61 häufig zu massiven Verkehrsbehinderungen führen: „Aus Richtung Brühl oder Walldorf ist Hockenheim in solchen Lagen oft nicht fristgerecht erreichbar. Der Standort Ketsch bietet alternative Zufahrten und garantiert stabile Hilfsfristen.“ Seiner Ansicht nach sei der Rettungshubschrauber wegen Wetter- und Einsatztaktik keine verlässliche Option. Das NEF Ketsch stelle seit Jahren auch den schnellen bodengebundenen Notarztzugang bei Motorsportereignissen sicher, wenn im Bereich des Motodroms ein externer Notarzt zum Patiententransport benötigt wird.

Hellweg weiter: „Mit dem Wegfall des Theresienkrankenhauses Mannheim und des Krankenhauses Germersheim haben sich Transportwege verlängert und die Belastung der Notaufnahmen erhöht. Eine schwächere Notarztpräsenz im HoRAN wäre unter diesen Bedingungen besonders kritisch.“ Das NEF Ketsch übernehme zudem wichtige Zusatzfunktionen für Speyer, den nordwestlichen Landkreis Karlsruhe und die gesamte Metropolregion Rhein-Neckar. Diese grenzüberschreitende Redundanz wäre bei einer Verlagerung massiv beeinträchtigt.

Sollte der im Grunde optimale Standort in der Anhalter Straße in Ketsch aus internen Gründen der Hilfsorganisationen nicht mehr zu betreiben sein, ergäben sich denkbare Alternativen als Standort.

Hellwegs Vorschlag: Standort bei der Feuerwehr Hockenheim

Der Notarzt hat auch einen eigenen Vorschlag parat und präferiert einen Standort bei der Feuerwehr Hockenheim. Dies sei seiner Ansicht nach „eine äußerst attraktive, schnell realisierbare und taktisch hervorragende Lösung“, die man mit Hockenheims Oberbürgermeister Marcus Zeitler und Hockenheims Feuerwehrkommandanten Daniel Ernst besprechen sollte.

„Für einen Standort in Hockenheim sprechen meines Erachtens die optimale Verkehrsanbindung, ein direkter Zugang zu Nordring, Südring und B39 sowie ein schneller Anschluss an A6/A61 über Behelfszufahrten. Dies entspricht nahezu vollständig dem bisherigen Ketscher Funktionsradius. Hinzu kommen Synergieeffekte mit der Feuerwehr“, so Hellweg, der auch eine Entschärfung der Debatte „Ketsch gegen Brühl“ befürwortet. Abschließend unterstrich Hellweg: „Um das auch nochmals deutlich zu sagen: Ich habe hier kein persönliches Interesse, im Januar 2027 gehe ich wahrscheinlich in den Ruhestand. Mir liegt ausschließlich die medizinische Versorgungssicherheit der Menschen am Herzen. Und von daher muss ich mich auch entsprechend einbringen und äußern.“

Am Ende des rund einstündigen Dialogs sagte der Landtagsabgeordnete Andreas Sturm (CDU): „Klar ist: Durch die diskutierte Verlegung des Notarztes aus Ketsch darf es keine Verschlechterung der notärztlichen Versorgung für Hockenheim, Reilingen, Altlußheim und Neulußheim geben. In diesem Zusammenhang danke ich auch Heiner Hellweg und seinem gesamten Team für seine aufopferungsvolle Arbeit als Notarzt und die unzähligen Überstunden.“ (Text: Matthias Busse)